Über meine Arbeit
„Ich will die Dinge so wiedergeben, wie sie sind, aber auch so wie sie sein würden, vorausgesetzt, dass ich nicht existierte.“
– Hippolyte Taine –
“Der Kunst gelingt, was dem Denken weitgehend versagt bleibt, nämlich jenem Hauch von Trance, welcher Hingerissensein immer umgibt, Gestalt zu verleihen.”
– Martin Scherer –
Was ich als Maler mache, geschieht nicht als Ergebnis eines Abwägens zwischen mehreren Optionen, wie ich mich künstlerisch mitteilen soll. Die Welt als sinnliches Phänomen hat, seit ich mich erinnern kann, meine Faszination und mein Staunen erweckt. Das große Bedürfnis, meinem Gefühl als elementare Grundlage des Wirklichkeitserlebens einen sichtbaren Ausdruck zu verleihen, konnte für mich nur in der Weise befriedigt werden, wie sie auf meinen Bildern geschieht.
Es besteht folglich nicht die Absicht, diese Welt so zu malen, wie sie ist. Selbst wenn ich das wollte, wäre es faktisch nicht möglich; das Resultat solcher Bestrebungen kann nur immer eine Übersetzung sein. Die auf meinen Bildern erscheinende Parallelwelt ist der realen sehr ähnlich, ohne diese aber wirklich sein zu sollen.
Ich halte die Form meiner Bilder für zeitgenössisch, auch wenn ich mit meiner Arbeit an die prämoderne europäische künstlerische Tradition anknüpfe. Dies geschieht jedoch nicht aus einem nostalgischen Ressentiment. Der Illusionismus erscheint mir als der einzige Weg, meine Weise, den sinnlichen Reichtum der Erscheinungswelt zu erleben, anhand mich besonders berührender Phänomene in verdichteter Form wiederzugeben.
Die von mir gemalten Situationen sind frei erfundene Inszenierungen. Sie haben jeweils kein persönliches Einzelerlebnis als Grundlage, sondern setzen sich aus der Summe einer ganzen Reihe oft disparater sinnlicher Erfahrungen zusammen, die dann in einem neuen Kontext erscheinen.
Um diesen in einer möglichst optimalen Bildform zu veranschaulichen, werden alle Einzelheiten für ein Bild sorgfältig ausgesucht und zusammengestellt: Die Schauplätze, die Modelle, die Kleidung, die Requisiten etc. Die dargestellten Ereignisse sollen schlicht und unsensationell sein. Sie bilden den dezenten Rahmen für das Auftreten der Protagonisten, um die es hauptsächlich geht.
Da meine Arrangements, insbesondere die Modelle, mir nicht während des ganzen oft monatelangen Malprozesses zur Verfügung stehen können, benutze ich eine große Anzahl selbstgemachter Fotografien als Hilfe. Da das Foto seinerseits bereits übersetzte Realität ist, gilt es diese zu durchbrechen und ihren inneren Gehalt zu übernehmen bzw. der Wirklichkeit des entstehenden Bildes unterzulegen. Das Foto garantiert das Sichtbare als die gemeinsame Basis, auf der sich der Betrachter meiner Arbeiten mit mir befindet.